Kehre nicht in diesem Kreise
Neu und immer neu zurück!
Laß, o laß mir meine Weise,
Gönn′, o gönne mir mein Glück!
Soll ich fliehen? Soll ich′s fassen?
Nun, gezweifelt ist genug.
Willst du mich nicht glücklich lassen,
Sorge, nun so mach′ mich klug!
Goethe
(1749 - 1832)
«(...) man habe kein Recht, von immer oder nie zu sprechen, bis man ganz am Ende seines Lebens angekommen sei, weil man nur von dort aus beurteilen dürfe, was immer war und was nie.»
(S. 36)
The time will come
when, with elation
you will greet yourself arriving
at your own door, in your own mirror
and each will smile at the other's welcome,
and say, sit here. Eat.
You will love again the stranger who was your self.
Give wine. Give bread. Give back your heart
to itself, to the stranger who has loved you
all your life, whom you ignored
for another, who knows you by heart.
Take down the love letters from the bookshelf,
the photographs, the desperate notes,
peel your own image from the mirror.
Sit. Feast on your life.
Derek Walcott
(1930 - 2017)
«(...) jeder Mensch kann und sollte mindestens ein Mal im Leben über einem Gedicht in Tränen ausgebrochen sein.»
(S. 105)
«Jede Geschichte erzählt von einem Gespenst. Am Ende ist das Zentrum der Geschichte ein schwarzes Loch, aber es ist nicht schwarz, und es ist nicht finster. Es kann im Besten Falle glühen.»
(S. 128)
«Ich gehe zurück ins Haus, heißt es in einem Gedicht von Carver, und mache einen neuen Versuch. Ich vermute, es ist das, was dem Schreiben, dem Leben am nächsten kommt. Einen neuen Versuch machen.»
(S. 185)
I know now that this is how it works
You don't get to keep everyone in your life forever
There are some people that are just meant to be a sunrise for you
A light to pull you out of the darkness
There are friends, lovers, relationships that are seasonal
No matter how deep of a conversation you had with that person at 2:00 am
No matter how much you shared your heart
Even if you can still draw the lines of their smile like
The map of a too familiar road in the back of your mind
There almost always comes a time to move on
A time to let go
And regardless of the letting go I just wanted you to know
That you're always gonna feel a little bit like home to me
No matter how temporary
It is still beautiful
That I got to call so many hearts my home
Whitney Hanson
«Imagine all the people you meet in your life. There are so many. They come like waves, trickling in and out with the tide. Some waves are much bigger and make more of an impact than others. Sometimes the waves bring with them things from the deep in the bottom of the sea and they leave those things tossed onto the shore. Imprints against the grains of sand that prove the waves had once been threre, long after the tide recedes.»
(S. 214)
Seid mir nur nicht gar zu traurig,
Daß die schöne Zeit entflieht,
Daß die Welle kühl und schaurig
Uns in ihre Wirbel zieht;
Daß des Herzens süße Regung,
Daß der Liebe Hochgenuß,
Jene himmlische Bewegung,
Sich zur Ruh begeben muß.
Laßt uns lieben, singen, trinken,
Und wir pfeifen auf die Zeit;
Selbst ein leises Augenwinken
Zuckt durch alle Ewigkeit.
Wilhelm Busch
(1832 - 1908)
«Ganz wesentlich liegt es wahrscheinlich daran, dass jede Stadt ihre eigene (...) Jahreszeit hat. Einmal im Jahr befinden sich die architektonischen, kulturellen und botanischen Variablen einer Stadt mit dem Sonnenstand in einer solchen Übereinstimmung, dass Männer und Frauen, die sich auf den Straßen begegnen, ein ungewöhnliches Gefühl, ähnlich einem Liebesversprechen, empfinden. (...) Das ist das Gefühl, das wir New Yorker im Herbst haben. Wenn der September beginnt, liegt trotz der kürzer werdenden Tage, trotz der Blätter, die unter dem Gewicht des grauen Herbstregens fallen, ein Gefühl der Erleichterung in der Luft (...).»
(S. 261)
«Wenn wir uns immer in solche Menschen verliebten, die rundum perfekt für uns sind», sagte er, «dann wäre ja nicht viel dran an der Liebe.»
(S. 373)
Willst du immer weiterschweifen?
Sieh, das Gute liegt so nah.
Lerne nur das Glück ergreifen,
denn das Glück ist immer da.
Goethe
(1749 - 1832)
Sun, Aug 11, 2024
«Wir sind Menschen, wir machen unser Leben lang Fehler. Wir haben blinde Flecken, sind widersprüchlich und schwach, enttäuschen uns und andere und tun oder sagen Dinge, die wir später bereuen. Doch zugleich ist eine der schönsten Eigenschaften, die wir haben, aus Fehlern lernen und uns ändern zu können. Und wenn wir schreiben, können wir sogar zu manchen Momenten zurückkehren und es besser machen.»
(S. 98)
Ich habe alles
liegen gelassen.
Mein Schatten hinter mir
wandert langsam
von Norden nach Osten.
Meine Erinnerung endet
am Rande des Buches.
Langsam neben mir
im Glas trocknet
das Wasser.
Ohne Vorwurf
vergeht die Zeit.
Sie ist eine vollkommene
Geschichte ohne Fluchtpunkt,
auf den man
zugehen könnte,
um etwas zu finden.
Karl Krolow
(1915 - 1999)
«Wenn man vor der Entscheidung steht, (...), und man sagt "Ich weiß es nicht", dann meint man eigentlich, dass man es weiß.»
(S. 207)
«(...) "Wir beide wurden heute Abend an etwas Wichtiges erinnert." Ich fragte mich, was er meinte - was er und ich bloß gemein haben könnten. "Egal, wie das Leben uns mitspielt, sagte er, "es hat
immer auch Freuden zu bieten. Und die sollten wir uns nicht entgehen lassen." (...) "Denk daran", fügte er hinzu. Und das habe ich immer getan.»
(S. 251)
«In New York, wo ich zu Hause bin, geschieht es, wie es sich ergibt, einmal so, einmal so. Je nachdem, mit wem man spricht; je nachdem in welcher Sprache.»
(S. 8)
«Ich glaube, das ist es, was ich an Büchern immer gemocht habe. Dass sie unabänderlich sind. Man muss sie gar nicht lesen. Es reicht, sie zu besitzen, sie in die Hand zu nehmen und zu wissen,
dass sie immer so bleiben, wie sie sind.»
(S. 121)
«Das Leben ist so berechenbar, dachte er, lieber sich nichts vormachen. Es war sowieso immer das Gleiche, es gab die Schöne, den Klassenclown, den Idioten, den fiesen Kollegen, den
netten Kollegen, Klassik, Expressionismus, Goethe und Kafka, das Monatsgehalt, den Donnerstagskicker, Notenkonferenzen, eine Affäre hier, eine gescheiterte Beziehung dort, und
schließlich war man (...) einer der Älteren, und kurz darauf ging man in Rente und dann war man eben irgendwann tot. Na ja, dachte er, vielleicht sollte man sich doch lieber was vormachen.»
(S. 396)
«A veces es dificil despedir una historia que nos ha accompañado. Ese vacío que uno siente el acabar un libro o al llegar a los títulos de crédito de una peli. Ese hueco frivolo que deja una serie cunado termina la temporada. Es porque no cerramos solo un capítulo: Despedimos una parte de nosotros que fue, que viajó, que cambió. Y solo con esa sensación, y sin quererlo aún no te has dado cuenta, pero has empezado un nuevo capítulo.»
«Sometimes its hard to say goodbye to a story that has been a part of us. That emptiness you feel when you finish a book or reach the credits of a film. That lonely space inside when you just watched the seaons finale. Thats because we're not only closing a chapter: We're saying goodbye to a part of us that was something, that traveled, that changed. And just with that feeling, without meaning to, without realizing it, you already started a new chapter.»
Valeria
Season 2 / Episode 7
«Wenn man einen Film zum zweiten Mal anschaut, sieht man ihn eigentlich das erste Mal. Man muss wissen, wie er aufhört, um zu erkennen, wie gut er aufgebaut ist.»
(S. 61)
«Filme haben einen bestimmten Effekt, wenn man sehr jung ist, erklärte ich, sie beflügeln die Fantasie auf eine Weise, die man kaum noch nachvollziehen kann, wenn man älter ist. Man lässt sie so intensiv auf sich wirken, wie man das später nicht mehr kann.»
(S. 190)
«Was nennt Howard Hawks als Kriterien für einen guten Film?»
«Drei gute Szenen und keine schlechten.»
(S. 269)
«Gut möglich, dass die Wahrheit des Lebens Sisyphus heißt. Aber muss ich mir Sisyphus wirklich als einen glücklichen Menschen vorstellen, wie Albert Camus meinte? Die Sisyphusarbeit
der wiederkehrenden Tätigkeiten, die der Alltag abverlangt, geht tatsächlich leichter von der Hand, wenn ich einfach akzeptiere, dass der tagsüber hochgerollte Stein morgen früh wieder unten
liegt. (... ) Die Alltäglichkeit kann sogar erfüllend sein, wenn ich nicht alle Energie dafür aufwende, sie abzulehnen. Frei nach Karl Valentin, der das auf den Regen bezog, freue ich mich also
über den Alltag, denn wenn ich mich nicht freue, ist er immer noch da.»
(S.99/100)
«People can be hypocritical as hell», Kara says.
«Yes.»
«And that's what makes life wonderful.»
«Huh?»
She leans closer. «You never know what's going to happen», she says. «You can feel one way one day and then feel completely differently the next day. You can make mistakes. You can realize you were wrong. You can do things simply because they're indulgent or decadent. We can change our minds, try everything and then settle down when we choose to. We don't know how things will affect us until we're in different situations. It's wonderful.»
(S. 116)
«I mean how do you know what you're going to do till you do it? The answer is, you don't.»
(S. 230)
«Wie so oft an diesen Tagen überkommt mich ein Gefühl der Ehrfurcht, (...) , ein Staunen darüber, wie undurchdringlich, unverständlich und überwältigend schön dieses Leben und diese Welt sein
können. Das Gefühl lässt meine alltäglichen Gedanken in den Hintergrund treten. Es macht mich auch, merke ich, meiner eigenen Fragilität bewusst. Womöglich schenkt uns gerade diese Form der
Ehrfurcht eine Ahnung davon, dass die Welt so viel größer als unser Verständnis von ihr ist. Lässt uns ihre Schönheit spüren, aber auch ihre Endlichkeit und ihre Gewalt. Und unser
Ausgeliefertsein.»
(S. 123)
«Und ich fühlte mich so, wie ich mich schon mein ganzes Leben lang fühlen wollte: übermütig und wach und mittendrin und unsterblich.»
(S. 192)
«Ich meine, es ist in den letzten Jahren fast alles wahr geworden, was ich mir damals erträumt habe. Aber es war trotzdem nie so schön, wie davon zu träumen.»
(S. 252)
«Mal dachte ich: Was soll's, ich hab ja nichts zu verlieren, dann wieder: Bist du eigentlich bescheuert?!»
(S. 320)
Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Erich Fried
(1921 - 1988)
«Was machst du da?», sagte der kleine Prinz.
«Ich sortiere die Reisenden nach Tausenderpaketen», sagte der Weichensteller. «Ich schicke die Züge, die sie fortbringen, bald nach rechts, bald nach links.»
Und ein lichterfunkelnder Schnellzug, grollend wie der Donner, machte das Weichenstellerhäuschen erzittern.
«Sie haben es sehr eilig», sagte der kleine Prinz. «Wohin wollen sie?»
«Der Mann von der Lokomotive weiß es selbst nicht», sagte der Weichensteller.
Und ein zweiter blitzernder Schnellzug donnerte vorbei, in entgegengesetzter Richtung.
«Sie kommen schon zurück?», fragte der kleine Prinz ...
«Das sind nicht die Gleichen», sagte der Weichensteller. «Das wechselt.»
«Waren sie nicht zufrieden dort, wo sie waren?»
«Man ist nie zufrieden dort, wo man ist», sagte der Weichensteller.
Und es rollte der Donner eines dritten funkelnden Schnellzuges vorbei.
«Verfolgen diese die ersten Reisenden?», fragte der kleine Prinz.
«Sie verfolgen gar nichts», sagte der Weichensteller. «Sie schlafen da drinnen oder sie gähnen auch. Nur die Kinder drücken ihre Nasen gegen die Fensterscheiben.»
(S. 72/73)
«In einer fremden Stadt sieht man die Straßenfluchten und lauter aneinandergereihte Gebäude ohne Inhalte. Alles ist unbekannt und jungfräulich. So ist das. Später wird man in dieser Stadt gewohnt
haben, durch die Straßen gegangen sein und sich am Ende der Fluchten befunden haben. Die Gebäude und die Menschen kennengelernt haben. Hat man in dieser Stadt gelebt wird man
zehn-, zwanzig-, hundertmal durch diese Straßen gegangen sein und nach einer Weile wird all das ein Teil von dir.»
Szene aus dem Film
L’auberge espagnole. Barcelona für ein Jahr. Una casa de locos.
Komödie (F/ESP, 2002), Regie: Cédric Klapisch
«(...) Aber warum wollen wir uns immer und überall auf der Welt abgrenzen, isolieren und klassifizieren, wer dazugehört und wer nicht? Wer drinnen und wer draußen ist? Warum fällt es uns so
schwer, diese Kategorien aufzugeben, wenn wir doch längst verstanden haben müssen, dass aller Unfriede, alles Unglück immer und immer wieder damit beginnt?»
(S. 99/100)
Vergnügen
Der erste Blick aus dem Fenster am Morgen
Das wiedergefundene alte Buch
Begeisterte Gesichter
Schnee, der Wechsel der Jahreszeiten
Die Zeitung
Der Hund
Die Dialektik
Duschen, Schwimmen
Alte Musik
Bequeme Schuhe
Begreifen
Neue Musik
Schreiben, Pflanzen
Reisen
Singen
Freundlich sein
Berthold Brecht
(1898-1956)
«I am a collection of oddities, a circus of neurons and electrons: my heart is the ringmaster, my soul is the trapeze artist and the world is my audience.»
(S. 41)
«For Corita Kent, the tree came to represent creativity itself. Like a tree, creative work has seasons. Part of the work is to know which season you're in and act accordingly. In winter, «the
tree looks dead, but we know it is beginning a very deep process, out of which will come spring and summer.» »
(S. 184)
« (...) Warum springst du dann ins Hafenbecken, obwohl du nicht mal schwimmen kannst?»
«Na ja», Scholzen überlegte, als könne er sich an diese eher nebensächliche Episode kaum noch erinnern. «Man muss ja auch nicht schwimmen können. Man muss einfach in Bewegung bleiben. Nur
diejenigen, die vor Angst erstarren, gehen unter.»
(S. 340)
«Not everything needs a shine, after all. If you leave a Pelham Blue Gibson Trini Lopez guitar in the case for fifty years, it will look like it was just delivered from the factory. But if you
take it in your hands, show it to the sun, let it breathe, sweat on it, and fucking PLAY it, over time the finish will turn a unique shade. And each instrument ages entirely differently. To me,
that is beauty. Not the gleam of prefabricated perfection, but the roadworn beauty of individuality, time and wisdom.»
«Am Ende des Tages muss nicht alles in Hochglanz strahlen. Wenn du eine Pelham Blue Gibson Trini Lopez fünfzig Jahre lang im Gitarrenkoffer lässt, sieht sie natürlich so aus, als käme sie direkt
vom Hersteller. Aber wenn du sie in die Hand nimmst, der Sonne aussetzt, sie atmen lässt, mit deinem Schweiß überziehst und verdammt noch mal SPIELST, bekommt ihre Lackierung mit der Zeit eine
ganz eigene Färbung. Jedes Instrument altert unterschiedlich. Das ist für mich Schönheit. Nicht der Glanz der vorgefertigten Perfektion, sondern das verschrammte, abgenutzte Aussehen der
Individualität, der Zeit und der Weisheit.»
(S. 10/11)
«Man spürt das sehr deutlich, wenn etwas vorüber ist, nur braucht es auch den Mut, sich das einzugestehen und die Konsequenzen zu ziehen.»
(S. 80)
«Mein Weltschmerz hat Konjunktur, doch immer wenn mich der Pessimismus beinahe auffrisst, zwinge ich mich zu sagen: Stopp. Es mag stimmen, dass vieles in der Welt schiefläuft, aber wenn du Panik
schiebst oder in Selbstmitleid versinkst, hilft das genau niemandem. Wie gesagt, ich weiß auch nicht, was die Lösung ist, aber ich glaube, sie hat viel mit Solidarität und Standhaftigkeit zu tun.
Jedenfalls klebt jetzt ein Zettel an meiner Tür, auf dem Steht: «Albert Camus: Die höchste Form der Hoffnung ist die überwundene Verzweiflung.» »
(S. 51/52)
«In dieser Nacht begriff ich, dass die Momente im Leben, an die man sich später gern erinnert, jene sind, die man in jugendlicher Leichtigkeit verbracht hat. Und dass keine Zielstrebigkeit, so
vernünftig sie auch sein mag, so glücklich macht wie ein Tag, den man in aller Unbekümmertheit genutzt hat.»
(S. 215)
Harrison Ford im Interview der Cinema
Ausgabe 7/23
«Das neue Abenteuer ist eine Hommage an die Wissenschaft. An einer Stelle heißt es: Das ist keine Magie, das ist Mathematik!
Ford: Ich denke, man sollte das nicht voneinander trennen. Die Magie und die Mathematik gehören zusammen, es gibt ein bisschen von beidem. Das gilt ja auch fürs Filmemachen. Die Dinge
müssen bis ins Detail geplant werden, aber ohne Magie funktioniert es nicht. Sie entsteht durch Zusammenarbeit, durch den Elan jedes Einzelnen. Es ist magisch, wenn es funktioniert - und ein
Albtraum, wenn es nicht funktioniert.»
(S. 74)
Sun, July 2, 2023
«I used to think soul mates were two of the same. I used to think I was supposed to look for somebody that was just like me. I don't believe in soul mates anymore and I'm not looking for
anything.
But if I did believe in them, I'd believe your soul mate was somebody who have all the things you didn't, that needed all the things you had. Not somebody who's suffering from the same stuff you
are.»
(S. 200)
Sun, June 25, 2023
« (...) It feels as if some old version of me is leaking out, letting go, saying good-bye in the effort of making room for a new me. One that is stronger and somehow both more cynical about
people and also more optimistic about my place in the world.»
(S.377/378)
Sun, June 4, 2023
«Wir sind obdachlos, haben unser Haus verloren, unseren Betrieb, alles, wofür wir unser ganzes Leben gearbeitet haben. Wir haben keinen Penny, und ich bin todkrank, also dachten wir: Was
soll's (...)»
(...)
«Scheiße.»
«Aber das passt schon du bist eine Welle, Mann.»
«Eine Welle?»
«Ja, wie gut eine Welle ist, hängt von den natürlichen Bedingungen ab. Sie fängt an sich zu bilden, wenn der Wind über das Wasser weht, weit draußen im Meer, und dann kommt alles darauf an, wie
stark der Wind ist, wie lange er weht und welche Strecke er über dem Wasser zurücklegt - wir nennen das den Fetch. Ein starker Wind, ein langer Fetch, ein guter Küstenabschnitt, das
gibt eine perfekte Welle. Aber dich hat eine Sturmbö erfasst, Mann, und dein Fetch ist noch nicht zu Ende, du wächst zu einem richtig großen, geilen Barrel an, Mann. Verstehst du? Wenn du
untergehst, dann wenigstens mit Style!»
(S. 201/202)
Sun, May 21, 2023
« (...) und es trotzdem nichts Bedeutenderes gibt, als die Erde einmal von außen zu sehen. Am liebsten würde sie sich selbst einmal von außen sehen. Den Körper in einer kleinen Rakete verlassen,
das Gravitationsfeld des Ichs durchbrechen und ins Unpersönliche aufsteigen. Vielleicht würde sie dann endlich begreifen, dass sie wirklich existiert.»
(S.182)
Mon, May 1, 2023
«In kochendem Wasser wird eine Kartoffel weich, ein Ei jedoch hart. Ob Sie eine Kartoffel oder ein Ei sind, liegt nicht in Ihrer Hand, aber Sie können ein Spiel wählen, in dem entweder Hartsein
oder Weichsein von Vorteil ist.»
(S.275)
Mon, April 24, 2023
«Alles wird gut»
«Woher weißt du das?»
«Ich weiß es nicht. Aber was ist die Alternative?»
(S.276/277)
Mon, April 10, 2023
«Da war die Angst. Also dass du Sachen über dich erfährst, die du vielleicht verdrängt hast, die du vielleicht sogar insgeheim weißt über dich, aber die halt nur in so einer Klinik - einer
Psychoklinik, wo es um die Psyche geht, wo es ja auch darum geht, Knoten zum Platzen zu bringen - hochkommen können.»
(S. 76)
Sun, March 12, 2023
Iggy Pop in den GALORE Interviews der Ausgabe 03/2023
« Es gibt etwas, das ich mein ganzes Leben lang schon mache, wenn es mit nicht gutgeht: Ich wälze mich nicht in meinem Elend. Stattdessen setze ich ein Lächeln
auf, denke an einen Witz und versuche, das zu überwinden, was mich belastet.
Ich habe mit der Zeit gelernt, dass es eigentlich nie hoffnungslos ist.
Wenn man sich schlecht fühlt, sind die Dinge normalerweise besser, als man denkt.»
(S. 89)
Sun, March 3, 2023
« (...) Wir alle haben ein gebrochenes Herz. Aber während die einen dem auf den Grund gehen und sich fragen, was in ihrem Leben, namentlich ihrer Kindheit, genau schiefgelaufen ist und wie man es
durch klügeres Verhalten wieder hinbiegen könnte, verdrängen die anderen ihren Schmerz, mit dem unsinnigen Argument, die Vergangenheit könne schließlich keiner ändern, und der noch viel
unsinnigeren Parole, man müsse nach vorn schauen - was hilft es, nach vorn zu sehen, wenn im Rücken seit Jahren die Hütte brennt? Man solle im Gegenteil ganz nach hinten
schauen und in aller Klarheit artikulieren, was einem dort alles widerfahren ist und dazu geführt hat, dass man sich heute von allen Seiten schlecht behandelt fühlt - und aus diesem Gefühl
heraus andere schlecht behandelt, die gar nichts damit zu tun haben.»
(S. 94/95)
Thu, February 23, 2023
«Wir reden immer von den großen Gefühlen, von Liebe und Tod, aber ich denke, man müsste auch mal von diesen kleinen Gefühlen sprechen, vom emotionalen Alltag, von diesen
Leuten, denen man begegnet, wie sich Billardkugeln treffen, manchmal knallen sie voll aufeinander, bisweilen touchieren sie sich nur seitlich, dann wieder verpassen sie sich, aber nie bleibt das
ohne Wirkung für das ganze Spiel.»
(S. 21)
Mon, February 20, 2023
Autobiography in 5 Chapters
I.
I walk down the street.
There is a deep hole in the sidewalk.
I fall in. I am lost. I am helpless.
It isn't my fault.
It takes forever to find a way out.
II.
I walk down the same street.
There is a deep hole in the sidewalk.
I still don't see it. I fall in again.
I can't believe I am in the same place.
It isn't my fault.
It still takes a long time to get out.
III.
I walk down the same street.
There is a deep hole in the sidewalk.
I see it there, I still fall in.
It's habit. It's my fault. I know where I am.
I get out immediately.
IV.
I walk down the same street.
There is a deep hole in the sidewalk.
I walk around it.
V.
I walk down a different street.
Portia Nelson
(1920 - 2001)
Wed, February 8, 2023
Mon, December 26, 2022
«Es gibt Grundzüge an einem, die man nicht verändern kann, und genau darin muss man die absolute Lächerlichkeit seiner selbst sehen.»
(S. 265 - Begegnung mit Benjamin von Stuckrad-Barre)
Fri, December 2, 2022
« (...) Gehörte es nicht zum Künstler, das Scheitern zu provozieren, zu überstehen, auszukosten wie diese Free Jazzer es taten? Verrisse einzustecken, deutliche Kritik, Vorurteile und die
unerschöpflichen Ströme der Dummheit an sich abperlen zu lassen? Bereit sein, etwas falsch zu machen und falsch zu spielen wie Ayler und seine Leute, bereit, den Kopf hinzuhalten und nach der
Ablehnung vielleicht ein paar Grade reifer, besser, gewagter weiterzumachen?»
(S. 29)
Mon, November 28, 2022
Sein Unglück
ausatmen können
tief ausatmen
so daß man wieder
einatmen kann
Und vielleicht auch sein Unglück
sagen können
in Worten
in wirklichen Worten
die zusammenhängen
und Sinn haben
und die man selbst noch
verstehen kann
und die vielleicht sogar
irgendwer sonst versteht
oder verstehen könnte
Und weinen können
Das wäre schon
fast wieder
Glück
Erich Fried
(1921 - 1988)
Sat, October 1, 2022
Wed, August 10, 2022
«In New York, wo sich alles im Eiltempo abspielt, werde ich wegen meines langsamen Sprechens manchmal gefragt, ob mit mir alles in Ordnung sei. Diese Frage kann ich nicht ausstehen. Es ist eine
Frage, die niemand wahrheitsgetreu beantworten könnte. Wer von uns weiß schon, ob mit ihm alles in Ordnung ist? So viele winzige Bestandteile unseres Körpers müssen ihre Aufgabe präzise und
zuverlässig erfüllen. Und wir können uns nicht vergewissern, ob auch nur ein Bruchteil dieser Vorgänge so verläuft, wie er sollte. Oder nicht.»
(S. 80)
Fri, August 5, 2022
Mon, July 25, 2022
«Neulich habe ich über die Fehler nachgedacht, die uns allen unterlaufen - oder vielmehr über den Begriff des «Fehlers» als solchen. Fehler, ob groß oder klein, können immer erst im Nachhinein
erkannt werden. (...) Fehler lassen sich nicht voraussehen, das liegt in der Natur der Sache. Also habe ich mir die Frage gestellt: Was ist das Gegenteil eines Fehlers? Und dabei habe ich
gemerkt, dass dafür kein entsprechendes Wort existiert, genau aus dem Grund, weil Fehler sich stets aus besten Absichten ergeben, die dann ins Gegenteil ausschlagen.»
(S. 326)
Tue, June 7, 2022
Tröste dich, die Stunden eilen,
Und was all dich drücken mag,
Auch die schlimmste kann nicht weilen,
Und es kommt ein andrer Tag.
In dem ew'gen Kommen, Schwinden,
Wie der Schmerz liegt auch das Glück,
Und auch heitre Bilder finden
Ihren Weg zu dir zurück.
Harre, hoffe. Nicht vergebens
zählest du der Stunden Schlag:
Wechsel ist das Los des Lebens,
Und - es kommt ein andrer Tag.
Theodor Fontane
(1819 - 1898)
Sat, June 4, 2022
«Wir müssen mit der Gewissheit leben, daß wir alt werden und das nicht schön, nicht angenehm und nicht lustig sein wird. Und uns sagen, daß das Jetzt wichtig ist: jetzt etwas aufbauen, um jeden
Preis, mit aller Kraft.
Immer das Altenheim vor Augen haben, um jeden Tag über sich selbst hinauszuwachsen, um jeden Tag unvergänglich zu machen. Schritt für Schritt seinen eigenen Everest erklimmen und es so tun, daß jeder Schritt ein bißschen Ewigkeit ist. Dazu nämlich dient die Zukunft: die Gegenwart aufzubauen, mit echten Vorsätzen, als Lebende.»
(S. 141)
Sat, May 21, 2022
Mon, May 2, 2022